Lernblog: Von Vorbehalten und klärenden Diskussionen

Das BYOD-Projektteam hat sich selbstredend ab Projektstart mit den gängigen Fragen zur Einführung ab Schuljahr 2020/21 beschäftigt. Daneben und damit wurde und wird aber auch die Lernblog-Idee verfolgt: Lehrende und Lernende einer Schule dokumentieren ihr eigenes Lernen mit Blog-Einträgen auf der eigenen Blog-Website, welche auch auf der gemeinsamen Lernblog-Plattform des bwd publiziert werden.

Die Idee orientiert sich am Anspruch, die zukünftig geforderten - zum guten Teil überfachlichen - Kompetenzen zu fördern. Lernende erstellen eigene digitale Inhalte; sie erfahren damit eine Form von Selbstwirksamkeit; sie wenden eine digitale Form der Kommunikation und Kollaboration an; erhalten ein Gefäss für die Reflexion des eigenen Lernens und bauen eine Blog-Website auf, die sie über die Ausbildung am bwd hinaus für die Dokumentation des eigenen Lernens einsetzen können.

Seit diesem Sommer bloggen einige bwd- Lehrkräfte auf diese Art und sammeln Erfahrungen, wie diese Erweiterung des Methodenrepertoires genutzt werden könnte.

Es sind in den letzten Monaten aber auch Vorbehalte ins Feld geführt worden, welche das WMB/IMS-Kollegium kürzlich an einer zweitägigen Retraite in Eggiwil ausführlich diskutiert hat. Im Wesentlichen wurden die folgenden kritischen Einwände gemacht:

  • Die sprachliche und/oder inhaltliche Qualität von Blog-Beiträgen könne sich - falls problematisch - gegen die Verfasserin/den Verfasser richten.
  • Das Risiko von peinlichen Blossstellungen und das Hinterlassen von Spuren im Netz
  • Der grosse Aufwand
  • Lernblogs seien kein Betrag zur Förderung überfachlicher Kompetenzen
  • Es geben keinen Zusammenhang mit dem Thema BYOD und generell dem digitalen Wandel
  • Lernblogs dürfen nicht obligatorisch verfügt werden

Dass interessante und ansprechend gestaltete Blog-Einträge eine Bereicherung sind, wurde nicht angezweifelt; insbesondere dann, wenn (und das ist in der aktuellen technischen Umsetzung noch nicht möglich) man Kommentare anbringen und Fragen stellen kann. Lernende erstellen immer wieder tolle Produkte, seien das nun Texte, Poster, Podcasts, Lernvideos und so weiter. Diese Produkte anderen Lernenden zur Verfügung zu stellen und einen Diskussionsbeitrag zu leisten, wird generell als sinnvoll betrachtet.

Die Diskussionen - wie oben erwähnt - waren ausführlich und kontrovers und das war gut so. Als Fazit haben wir nun die Lernblog-Idee wie folgt eingegrenzt:

  • Prinzip der Freiwilligkeit: Die Enscheidung zur Publikation liegt allein bei den Lernenden; sie können nicht dazu verpflichtet werden.
  • Wir ermuntern Lernende, besonders gut gelungene Beiträge/Produkte im Blog zu veröffentlichen.
  • In den Unterrichtsfächern gibt es interessante Anwendungsideen; diese sollen ab Sommer 2020 ausprobiert werden; die Publikation ist freiwillig. Um die Qualität von Beiträgen zu fördern, sollen die Anregungen aus den Diskussionen berücksichtigt werden. Die Erfahrungen tauschen wir aus.
  • Idee eines Schulblog-Teams: Interessierte Lernende bilden ein Lernblog-Redaktionsteam, welches regelmässig Blogs zu Themen der Ausbildung, des Schulalltags etc. erstellt.
  • Idee “Blockwochenmodul Lernblog”: Im Rahmen der Blockwochen könnte ein neues Modul zum Thema angeboten werden.

Die differenzierte Auseinandersetzung mit der Lernblog-Idee hat meines Erachtens klärend gewirkt. Und ich habe für mich nebenbei auch wieder viel gelernt…